Studie zu häuslicher Gewalt in queeren Nahbeziehungen
Projektformat: Forschung
Auftraggeber/Fördergeber: Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS) Berlin
Projektdurchführende: Dr. Sarah Riese, Moritz Konradi, Frieder Decker
Laufzeit: 01.05.2025 – 31.12.2025
Häusliche Gewalt in queeren Beziehungen erfährt bisher wenig Aufmerksamkeit. Im öffentlichen Diskurs wird häusliche Gewalt zumeist eher „mit heterosexuellen Beziehungen und einer klaren Rollenverteilung“[1] assoziiert. Das erschwert, Gewalt zu erkennen, und führt dazu, dass häusliche Gewalt in queeren Beziehungen besonders tabuisiert ist. Entsprechend gibt es zu diesem Themenkomplex bisher wenig Forschung und wenig Hilfs- und Unterstützungsangebote für Betroffene.
Die Studie soll einen Beitrag dazu leisten, diese Lücke mit Blick auf Berlin ein Stück weit zu schließen. Sie soll für Berlin explorativ Informationen zu Gewalt in queeren Beziehungen erheben und bereitstellen, die Bedarfe Betroffener und der Hilfeeinrichtungen abfragen und dokumentieren sowie Empfehlungen für Maßnahmen zur Prävention und zur Unterstützung Betroffener entwickeln.
Der Fokus liegt dabei auf Gewalt in Partnerschaften und es werden unterschiedlichen Formen von Gewalt betrachtet – etwa psychische, verbale, körperliche oder sexualisierte Gewalt sowie Stalking. Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage, inwieweit queerfeindliche Motive – etwa durch internalisierte Queerfeindlichkeit – auch in diesem Gewaltbereich eine Rolle spielt.
Vor diesem Hintergrund bearbeitet die Studie folgende Fragestellungen:
- Welche Erfahrungen mit Gewalt in Partnerschaften berichten queere Menschen in Berlin? Welche Formen von Gewalt spielen eine Rolle, von wem geht sie aus, und wie verbreitet ist Partnerschaftsgewalt in queeren Beziehungen?
- Welche Rolle spielt Queerfeindlichkeit bei der berichteten Gewalt in queeren Partnerschaften?
- Welche Gruppen sind besonders betroffen? Bspw. in Bezug auf sexuelle und geschlechtliche Identität, Intersektionen mit anderen Diskriminierungsformen, Alter?
- Welche Angebote zur Prävention von und Unterstützung bei Partnerschaftsgewalt gibt es bereits für queere Menschen in Berlin? Wie werden sie durch Betroffene wahrgenommen und genutzt?
- Welche Bedarfe hinsichtlich Prävention und Unterstützung sehen Betroffene sowie Akteure des Hilfesystems? Welche Empfehlungen an das Land Berlin sowie an Akteure des Hilfesystems lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?
Die Studie geht multimethodisch und multipespektivisch vor und setzt folgende Erhebungen um:
- Analyse von Dokumenten und ausgewählter Literatur: Vorliegende Forschungen zu häuslicher Gewalt in queeren Beziehungen werden gesichtet und mit Blick auf die Fragestellungen der Studie ausgewertet.
- Auswertung der Daten des LGBTI Surveys der EU Grundrechteagentur: Die Daten der EU-weiten Umfrage von 2023 werden für die Befragten aus Deutschland sekundärausgewertet und die Ergebnisse dargestellt.
- Interviews mit Vertreter*innen von Einrichtungen des Hilfesystems und mit Betroffenen: Leitfadengestützte Interviews mit Expert*innen, etwa von Beratungsstellen, zuständigen Stellen in der Verwaltung oder der Polizei sowie mit Betroffenen zu Erfahrungen mit Gewalt und Strategien ihrer Bewältigung werden geführt und ausgewertet.
- Online-Umfrage: Eine Online-Umfrage unter queeren Personen in Berlin erhebt Erfahrungen mit und Perspektiven auf Partnerschaftsgewalt in queeren Beziehungen

Die Studie wird gefördert durch die Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung in der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung