Transfeindliche Gewalt in Berlin. Verbreitung - Erscheinungsformen - Gegenmaßnahmen

Projektformat: Forschung

Auftraggeber/Fördergeber: Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS) Berlin

Projektdurchführende: Dr. Albrecht Lüter, Dr. Sarah Riese, Dana Breidscheid

Laufzeit: 01.06.2024 – 28.02.2025

Projektbeschreibung

Trans* Personen sind besonders häufig und in besonders vielen Situationen und Kontexten von Hassgewalt betroffen. Das Land Berlin hat sich daher zum Ziel gesetzt, mithilfe einer themenspezifischen Studie zu Bedarfen und Optionen der Prävention und Bekämpfung transfeindlicher Gewalt „zielgerichtet weitere Maßnahmen zu entwickeln“ (Richtlinien der Regierungspolitik 2023 - 2026). Diese Studie wird durch Camino umgesetzt.

Im Sinne einer Ausgangslage werden zunächst das aktuelle Ausmaß und die Formen transfeindlicher Gewalt in Berlin überblickshaft dargestellt. Die Grundlage hierfür bilden das Berliner Monitoring trans- und homophobe Gewalt sowie weitere Quellen wie etwa der Berlin-Monitor 2023 und der LGBTIQ-Survey der Agentur für Grundrechte der EU. Zudem untersucht die Studie ergänzend und als Teil einer umfassenden Gewaltanalyse die Bewährung von Antworten und Gegenstrategien zu trans*feindlicher Gewalt. Dabei sollen insbesondere Teilhabebarrieren, institutionelle Diskriminierung und Gewalt sowie eine Professionalisierung in Richtung von Transinklusivität in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen in den Blick genommen werden. Die Studie untersucht in ausgewählten gesellschaftlichen Bereichen neben (a) bereichspezifischen Erscheinungsformen transfeindlicher Gewalt auch (b) Formen proaktiver Transinklusivität. Folgende Bereiche stehen dabei im Fokus:

Das Gesundheitswesen wird besonders häufig als Ort transfeindlicher Gewalt und Diskriminierung benannt (Lüter et al. 2022, 172/173; 212/213; Schwulenberatung Berlin 2019, 42ff). Diese Befunde werden vertieft und es wird herausgearbeitet, ob und wo im Berliner Gesundheitssystem – neben den Veränderungen, die das nun verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz mit sich bringt – bereits Veränderungen eingeleitet wurden bzw. welche Veränderungen an welchen Stellen eingeleitet werden können und sollen.  Auch der Bereich Schule hat einen hohen Stellenwert als Ort von Gewalterfahrungen von LSBTIQ* Jugendlichen (Klocke et al. 2020) und insbesondere trans* Jugendlichen (European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) 2014, 2020, 15/16). Die vorliegenden Befunde dienen als Ausgangspunkt, um (a) spezifisch die Situation von trans* Kindern und Jugendlichen in den Blick zu nehmen und (b) zu eruieren, inwieweit sich in Berliner Schulen in den vergangenen Jahren Veränderungen ergeben haben. Auch Diskriminierung am Arbeitsmarkt ist ein verbreitetes und oft berichtetes Problem (European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) 2014; Franzen/Sauer 2010; Lüter et al. 2022, 213; Vries et al. 2020). Um Diskriminierung und Gewalt gegen trans* Personen auf dem Arbeitsmarkt zu untersuchen, wird exemplarisch die Berliner Verwaltung als Teilsegment des Berliner Arbeitsmarkts in den Blick genommen. Sie ist der größte Arbeitgeber in Berlin, zudem können identifizierte Bedarfe besonders gut und unmittelbar in Handlungsempfehlungen übersetzt werden und im Rahmen beispielsweise der IGSV und des Diversity-Landesprogramms wurden in den vergangenen Jahren bereits wichtige Schritte gegangen, aus denen ggf. auch Empfehlungen für andere Bereiche abgeleitet werden können. 

Für die genannten Bereiche werden einerseits bestehende Studien ausgewertet und andererseits eine Serie qualitativer Interviews geführt. Dabei werden pro Bereich sowohl Perspektiven der Zivilgesellschaft wie auch von Vertretungen von zum Gegenstandsbereich gehörigen Körperschaften, Firmen oder Organisationen einbezogen. Die Interviews werden inhaltsanalytisch ausgewertet, die Ergebnisse werden sowohl pro Themenfeld wie auch übergreifend ausgewertet und dargestellt. 

Der Bericht mündet in Handlungsempfehlungen, die erstens Akteur*innen in den jeweiligen Themenfeldern und zweitens den Berliner Senat und die Landesantidiskriminierungsstelle adressieren. Im Sinne des oben genannten Vorhabens in den Richtlinien der Regierungspolitik nimmt die Entwicklung von Empfehlungen im Rahmen der Studie einen vergleichsweise großen Stellenwert ein. Neben der Wissensgenerierung sollen also Ansätze zur Maßnahmenentwicklung gleichrangig dargestellt werden.